Der Mörder in mir!

Wie komme ich zum Bücherrezensieren? Eigentlich sind es ja hauptsächlich Krimis, über die ich schreibe, aber ab und an könnte durchaus auch mal ein anderes literarisches Genre dabei sein. Es gibt einfach zu viele gute Bücher, als dass ich nur Krimis lesen und rezensieren könnte. Aber um wenigstens mal einen Anfang zu machen, folgt hier ein Überblick über meine Krimileidenschaft. 

Als Jugendlicher hatte ich mit Krimis noch nichts am Hut. Ich las Hesse (natürlich), Grass, Wilde, Frisch, Borchert, die Manns und dergleichen. Glücklicherweise stand ich im Fach Französisch zwischen einer Fünf und einer sechs (trotz Sprachbegabung). Das brachte den mir wohl gewogenen Französischlehrer auf die Idee, mir ein Referat zum Thema: Kriminalliteratur im Wandel der Zeit. Inhaltlich wurde dabei eine Linie gezogen zwischen Kriminalromanen aus der Zeit eines Sherlock Holmes bis hin zu Dieter Wellershoffs »Die Schattengrenze«, den die meisten Krimi-Liebhaber ungern in ihrem Lieblingsgenre eingeordnet sehen. Aber mein Interesse war geweckt, es sollte allerdings noch einmal ein paar Jahre dauern, bis ich wirklich fest anbiss. 

Den ersten Suchtstoff lieferten mir die faszinierenden Romane des schwedischen Autorenpaares Sjöwall/Wahlöö, deren Kommissar-Beck-Reihe im Fernsehen leider unendlich fortgeschrieben wird. Ein paar Jahre später folgte die Rabbi-Serie von Harry Kemelmann. Kurz darauf erhielt ich von einer Nachbarin den Tipp, mich doch einfach mal mit Tony Hillerman zu beschäftigen. Jetzt hatte es mich endgültig gepackt. Ich habe es im Übrigen immer so gehalten, dass, wenn ich Gefallen an einem Autor gefunden hatte, ich möglichst alles von ihm las, was zu bekommen war.  

Und dann hatte ich das Glück, in einem Gemeinschaftsbüro zu landen, das ich mit mehreren Hardcore-Krimiliebhabern teilte. Fast täglich erhielt ich neue Tipps, jetzt folgte eine Empfehlung auf die andere, zunächst vor allem Amerikaner*innen: Susanna Moore (Der Aufschneider), Jerry Oster mit seinen New York-Krimis, Jerome Charyn mit seinen Isaac Sidel-Romanen (ein verrückter Schreiber mit einem größenwahnsinnigen Protagonisten, nichts destotrotz einer meiner Lieblingsautoren). Jeffrey Deaver, Michael Connelly, John Katzenbach, James Elroy, Marcel Montecino, Andrew H. Vachss und natürlich Jim Thompson (Der Mörder in mir!) folgten.

Schließlich entdeckte ich auch die Skandinavier wieder, allen voran Henning Mankell, auf gleicher Höhe dann Hakan Nesser, Adler Olson, Arnaldur Indridason, Ysar Sigurdardottir, Anne Holt, Stieg Larsson (in meinem Augen kein wirklicher Krimi-Autor) und dessen viel bessere Namensschwester Asa Larsson.

Und wo bleiben die deutschen Autoren? Da gab es für mich nicht sehr viele: Nach den Eifelkrimis von Jaques Berndorf (auch die ganze Reihe, anfänglich begeistert, dann immer mehr enttäuscht) blieb ich lieber bei den Skandinaviern, bis ich auf den Grenzgänger zwischen diesen Welten stieß: Jan Costin Wagner! Endlich wieder eine deutsche literarische Neuentdeckung im Krimigenre, die mich über alle Maßen fasziniert. 

Eingestreut las ich ein paar Italiener: Fruttero & Lucentini (la ditta), Donna Leon, Andrea Camilleri (war auch mal besser), eine Französin: Fred Vargas (die beste).

Und in den letzten Jahren? Natürlich Joe Nesboe und – für mich tatsächlich eine Neuentdeckung – obwohl einer der größten Kriminalschriftsteller überhaupt: James Lee Burke. 

Mit Sicherheit habe ich ungefähr mehrere Dutzend Krimi-Autoren vergessen. Aber die wichtigsten sollten jetzt genannt sein. 

Zwischendurch habe ich mich im Krimi-Bereich unter den Selfpublishern umgesehen. Nach einem halben Jahr gab ich enttäuscht auf. Ich musste im Schnitt zwanzig selbstverlegte Krimis lesen, bis ich auf einen einigermaßen guten Autoren stieß, aber auch diese spielen nicht in einer Liga mit den bisher genannten Schriftstellern. 

Worüber ich nur den Kopf schütteln kann, das ist der deutsche Krimi-Kolonialismus, sowohl im Buch als auch im Fernsehen. Am deutschen Krimiwesen soll die Welt genesen. Deutsche Autoren lassen ihre Protagonisten überall dort ermitteln, wo sie selbst schon mal Urlaub gemacht haben, und deutsche Fernseh-Krimis sollen den Franzosen, den Spaniern, den Italienern (ich erinnere nur an die grausam schlechten Donna Leon-Verfilmungen mit deutschen Schauspielern) und den Türken zeigen, wie gute Krimis gemacht werden. Kein weiteres Wort darüber!

Bis hierher! Das war ein knapper Überblick über meine Krimi-Lesehistorie – und ja, ich lese lieber, als dass ich mir Verfilmungen anschaue. Bei Gelegenheit liefere ich noch einen Nachschlag über meine Lieblingsbücher in der Belletristik.

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