One night in Bangkok

One night in Bangkok, äh … Uelzen. Was mache ich nachts um 3 Uhr in Uelzen? Hätte mir jemand vor drei Tagen erzählt, dass ich das nächtliche Uelzen erkunden werde, den hätte ich ausgelacht. Aber es ist so.

Die häufigen Zugfahrten nach Hamburg und zurück gehen ins Geld. Deshalb gucke ich immer, dass ich Zugtickets zum Sparpreis bekomme. Mit BahnCard 25 kostet dann so eine Fahrt von Bitburg nach Hamburg nur 23.90 Euro. Und für Hamburg ist im Preis sogar noch ein Cityticket drin. Nur, ich glaub die Bahn hat das gemerkt und spielt nicht mehr mit. Ab sofort will sie an mir verdienen. Denn die bietet plötzlich kaum noch Sparpreistickets auf dieser Strecke an.

Aber wer lange genug sucht und warten kann, findet auch immer mal wieder eine dieser günstigen Fahrkarten. So auch ich. Abfahrt ab Bitburg abends gegen halbsieben. Ankunft morgens in Hamburg so gegen sechs.

Da hätte ich schon stutzig werden müssen. Da aber die Billigtickets nur in begrenzter Anzahl zur Verfügung stehen, buche ich sofort. Erst als ich das Ticket samt Fahrplan runtergeladen habe, merke ich, was ich mir angetan habe. Die Verbindungen Bitburg-Köln und Köln-Hannover sind völlig im Rahmen.

Aber dann steht da: Hannover-Uelzen. Oops. Aber was noch schlimmer ist: Uelzen an: 1:38 Uhr. Uelzen ab: 5:01 Uhr.

Das bedeutet dreieinhalb Stunden Wartezeit mitten in der Nacht. Und es kommt, wie ich befürchtet habe: Das Bahnhofsgebäuede (übrigens nach Plänen von Friedensreich … ja, genau dem) gestaltet, ist nachts abgeschlossen. Also laufe ich durch Uelzen, und zwar dreieinhalb Stunden. Selbst McDonalds hat schon geschlossen. Je länger ich rumwandere, umso mehr macht mir die Kälte zu schaffen. Und der Heuschnupfen.

Hatte ich erwähnt, dass die Bäume in Uelzen gerade in schönster Blüte stehen? Dass es Nacht ist, hindert diese Ferkel nicht, ihrem Vermehrungstrieb nachzugehen und ihre Pollen massenweise auszusenden. Ich finde eine Passage, in der der Wind keinen Zutritt hat. Dort drinnen ist es auch nicht ganz so kalt. Also beschließe ich, mich dort etwas aufzuwärmen. Da steht sogar eine kleine Sitzgruppe. Da könnte ich doch gleich vor Ort meine gesammelten Emotionen zu Papier bzw. in die Tastatur bringen?

Doch kaum habe ich mich niedergelassen, übermannt mich ein gewaltiger Niesanfall. Und in der Passage hört sich jeder Nieser so an, als würde ein alter Bär an chronischer Bronchitis eingehen. Um die Putzfrau in der benachbarten Kneipe nicht allzu sehr zu verschrecken, verlasse ich die Passage, die mir kurzfristig wie ein kleines Paradies vorgekommen war.

Fazit: Uelzen ist hübsch, eine schöne kleine Heidestadt mit einer großen Anzahl an historischen Gebäuden.

Es könnte so angenehm sein, wenn irgendwas um diese Zeit noch offen hätte …

So renne ich also weiter die ganze Zeit kreuz und quer durch das Städtchen. Es ist a…kalt. So um die vier Grad. Die Katze, die sich immer auch um meine Gesundheit sorgt, hatte mir geraten, ich solle mir meinen Bindfaden (sprich: Schal) um den Hals binden. Das habe ich als alter Besserwisser natürlich nicht getan. Als ich zum dritten Mal an der Sparkasse vorbeilaufe, sehe ich, dass diese ein großes Foyer hat, in dem die Geldautomaten stehen. Das ist doch bestimmt …

Und tatsächlich: Mit einem leisen Zischen öffnen sich die Schiebetüren. Wow. Und es ist tatsächlich warm dadrin. Freundlicherweise liegt auch ein Kundenmagazin aus. So komme ich neben der Wärmesogar noch in den Genuss kultureller Bildung und erfahre nebenbei, wer in Uelzen kulturell gerade was zu sagen hat. In der Wärme werde ich langsam schläfrig. Das ist nicht angebracht. Ich möchte nicht unbedingt von der Polizei als Penner aufgegabelt werden.

Also mache ich mich ca. eine Stunde vor Weiterfahrt wieder auf die Beine und laufe erneut durch die Stadt. Irgendwann ist es dann soweit. Der Zug startet hier vor Ort, deshalb geht es sehr früh los, sodass ich schon um Viertel vor fünf – endlich! – im warmen Abteil sitze.

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